Weihnachtskrippe Messkirch

„Er liegt dort elend, nackt und bloß in einem Krippelein“
Die Krippe von Robert Rauch in St. Martin, Meßkirch

Sie ist monumental, die Krippe, die der Mimmenhausener Künstler Robert Rauch (1902-1975) Anfang der 50er-Jahre passend für den Seitenaltar von St. Martin geschaffen hat. Rauch hat in der Region ein vielfältiges Werk hinterlassen, das von der Ausgestaltung von Kirchen, wie der Zizenhausener Kirche, über Glasbilder, Familienwappen und Sgraffiti reicht.
1952 wurde die Krippe erstmals aufgestellt. Der damalige Pfarrer und Dekan von Meßkirch Max Bertrud hatte sie in Auftrag gegeben, nachdem in einer Spendenaktion unter der Bevölkerung das dafür nötige Geld zusammengekommen war. Viele sahen in ihr damals ein Symbol dafür, dass es wieder aufwärts geht,

sie war „unsere Meßkircher Krippe“.
Vier Meter hoch zieht sich der Krippenaufbau bis zur Kanzel des linken
Seitenaltars hinauf. Überragt wird die eigentliche Krippendarstellung
von felsigen Gebilden und der Herodesburg, über die die Engel vom
Himmel herunterschweben: Gloria in excelsis deo – Ehre sei Gott in
der Höhe. Auf einer mittleren Ebene, zwischen den fast schon
herrschaftlichen Säulen des Stalls liegt das Kind, wie es das
Weihnachtslied sagt: „nackt und bloß“ in einem Futtertrog. Maria
schützt das Kind mit ausgebreiteten Armen vor den Bedrohungen der
Welt, auch Josefs segnende Handhaltung hat etwas Bewahrendes.
So entsteht in der Situation des elenden Stalles, der ja nicht gerade
das ist, was man dem Sohn Gottes als Einstieg in diese Welt
gewünscht hätte, doch eine Atmosphäre der Geborgenheit. Links
neben ihnen steht, hoch aufgerichtet mit einladender Geste, der erste
Engel, der den Erdboden erreicht hat. Er verkündet den Hirten, die in
Gruppen angeordnet auf der untersten, dritten Ebene der Krippe
sitzen, die Weihnachtsbotschaft. Deutlich ist deren erste Reaktion „Sie
fürchteten sich sehr“ angesichts dieser unglaublichen Botschaft in den
Gesichtern zu lesen. Am Dreikönigstag werden sie durch die Weisen
ersetzt, die mit zahlreichem Gefolge erscheinen, um den neugeborenen König zu ehren.
Altar und Krippenaufbau bilden eine stilistische Einheit, die Krippe ist so in den Kirchenraum eingebettet. Die Figuren sind individuell mit Hilfe ganz unterschiedlicher Materialien gestaltet. Kleine Figuren sind vollständig geschnitzt, die großen enthalten geschnitzte Teile, die durch eine Unterkonstruktion zusammengefügt sind. Modellierte Teile bestehen vermutlich aus einer von Robert Rauch selbst entwickelten, auch bei anderen Kunstwerken verwendeten Holzmasse. Für die Kleidung wurden Textilien ebenfalls in diese Masse getaucht und auf der jeweiligen Gestalt angebracht. Alle
Figuren sind farbig gefasst. Viele wurden durch Kleinteile ergänzt, wie Krüge oder Musikinstrumente.
19 Großfiguren bis zu einer Höhe von 70 cm gehören zum Ensemble der Krippe. Sie lädt uns ein einen Blick auf unsere persönliche Situation und die Situation in unserem Land zu werfen, gerade weil sie die Botschaft vom Gottessohn erzählt, der eben nicht in die Geborgenheit einer gesicherten Existenz, sondern heimat- und mittellos in einen Stall zu den Menschen am Rande der Gesellschaft gekommen
ist. Nicht eine fromme Andachtsszene wird gezeigt, sondern der Beginn einer Geschichte, deren nächste Station die Flucht der Familie bei Nacht und Nebel vor Terror und Lebensgefahr in ein fremdes Land ist.

 

 


Wenn Sie Fragen zur Krippe haben oder noch etwas Interessantes zu Ihrer Geschichte beitragen können, wenden Sie sich an Andrea Braun-Henle, Hans-Sachs-Straße 6, 88605 Meßkirch, braun-henle@t-online.de

Mehr Informationen zur Krippe finden Sie in der 19. Ausgabe der "Meßkircher Heimathefte". Dies wurde 2018 von der Museumsgesellschaft, Meßkirch, herausgegeben und kostet 10 Euro. Erhältlich ist sie, wenn die Einrichtungen geöffnet sind, bei der Buchhandlung Schönebeck,
der Touristinformation und an der Schlosskasse in Meßkirch.
Andrea Braun-Henle