Pfarrkirche St. Martin
Hettingen
Eine der ältesten und wertvollsten Weihnachtskrippen im Landkreis Sigmaringen besitzt die katholische Pfarrkirche
St. Martin im Laucherttalstädtchen Hettingen. Die großzügig dimensionierte Anlage mit felsigem, begrüntem Krippenberg,
mit Gebäuden, Türmen und einer Stadt auf der Anhöhe bietet die Kulisse für wechselnde Szenen der biblischen Weihnachtsgeschichte bis zur Hochzeit von Kana.  Aufgebaut werden noch die Geburt Christi, die Anbetung der Könige sowie die Hochzeit von Kana, während die Beschneidung des Herrn und die Darstellung des zwölfjährigen Jesus im Tempel nur noch durch einzelne Figuren präsent sind.
Im Kern findet sich in Hettingen eine barocke Wachsfigurenkrippe aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, deren zarte und mit bunten Brokat- und Seidenkleidern ausgestattete Wachsfiguren mit einer Höhe von bis zu 25 cm wohl alle aus derselben Werkstatt vermutlich eines Frauenklosters der Region stammen dürften. Sorgfältig gearbeitet sind die auf die Gewänder gestickten glitzernden Gold- und Silberfäden wie auch die fein modellierten, teilweise nur wenige Zentimeter großen Wachsköpfchen. Besondere Beachtung verdienen der elegante Rokokosaal der Hochzeit von Kana mit Festtafel, Lüster, Säulen und Freitreppe sowie die benachbarte rustikale Küche mit Kupfergeschirr und Herd. Die kostbaren Gewänder der Brautleute und Gäste heben sich markant ab von den trachtenförmigen Gewandungen des Dienstpersonals.Einen ganz eigenen Charakter in Erscheinungsbild, Gestus wie auch dem verwendeten Material besitzt das soldatische Gefol ge der Könige: Da sind zum einen berittene Husaren in roten Uniformen, mit Kulleraugen, Stupsnasen und teilweise wilden, hängenden Bärten, aufgesessen auf hübschen Holzpferdchen. Eine zweite militärische Formation präsentiert sich als Infanterieabteilung in blau-weißen Uniformröcken des 18.Jahrhunderts, die Gewehr bei Fuß und zu Trommelschlag angetreten ist und dem neu geborenen Gottessohn ihre Referenz erweist. Es wird vermutet, dass die hübschen Miniatursoldätlein mit ihren Vollmondgesichtern ursprünglich aus der Spielzeugkiste der Freiherren-Kinder auf Schloss Hettingen stammen und erst später ihren Weg in die Weihnachtskrippe und das Gefolge der Heiligen Drei Könige gefunden haben. Auffallend sind die vornehme Würde und zugleich die gelöste Heiterkeit, welche die meisten der Hettinger Krippenfiguren ausstrahlen: die Freude über die Menschwerdung Gottes und die Frohe Botschaft des Weihnachtswunders von Bethlehem ist hier unmittelbar erlebbar. Die innerhalb des Landkreises Sigmaringen zusammen mit der Hedinger Krippe sowie der alten Inzigkofer Konventkrippe in Alter, Qualität und Vielschichtigkeit herausragende Krippe in Hettingen bedarf dringend einer restauratorischen Sicherung.

Text aus Krippen im Landkreis Sigmaringen

Dr.E.Weber